17. SONNTAG im Jahreskreis

 

Die Brotvermehrung. Was will der Evangelist Johannes uns mit dieser ausführlichen Erzählung sagen? Will er Jesus als Wundertäter darstellen? Er verwendet das Wort ‚Wunder‘ nicht einmal, sondern spricht stattdessen von ‚Zeichen‘. Jesus hat hier also ein Zeichen gesetzt, einen Hinweis. Worauf will er uns aufmerksam machen. Es gibt da verschiedene Hinweise.

Ist Ihnen zum Beispiel aufgefallen, dass im Evangelium über Jesus ähnlich erzählt wird, wie im Alten Testament über den Propheten Elischa? Dieser bekommt einige Fladenbrote und sagt: „»Gib das unseren Leuten, damit sie sich satt essen können!“ Gegen das berechtigte Bedenken: »Wie soll das für hundert Männer reichen? «, wiederholt Elischa einfach: »Gib das unseren Leuten zu essen! Es wird noch davon übrig bleiben.“ Inhaltlich also das Gleiche.

Das Wirken von Jesus wird hier also mit dem Wirken des großen Propheten Elischa verglichen. Aber es gibt eine Steigerung: Jetzt geht es nicht um hundert, sondern um fünftausend Männer. Und alle werden satt und es bleiben 12 Körbe übrig.

Die Zahl „Zwölf“: ist das nicht eine Anspielung auf die 12 Stämme Israels, also: es ist genug da für alle, für das ganze Volk? Jesus will das ganze Volk nähern.

Fast in einer Nebenbemerkung erwähnt der Evangelist Johannes: „Es war kurz vor dem jüdischen Passafest“. D.h. das Fest, das an das Wirken Gottes an seinem Volk erinnert: die Befreiung aus Ägypten, und wie Gott in der Wüste durch das Manna („Brot, das vom Himmel kommt“) das ganze Volk sättigt. So wie Gott einst das Volk in der Wüste gespeist hat, so will Jesus den Hunger des ganzen Volkes stillen.

Jesus sagt, die Menschen sollen sich hinsetzen, denn es gab dort viel Gras. Die Erwähnung des reichlich vorhandenen Grases, spielt an auf einen Psalm aus dem AT, in dem Gott ein guter Hirte genannt wird, der sein Volk „auf grüne Auen führt“, d.h. alsoweiden lässt, Lebensperspektiven aufzeigt, .

Dann nimmt Jesus die Brote, spricht darüber das Dankgebet und verteilt sie an die Menschen. Ein Anspielung auf das letzte Abendmahl, das auch wir jeden Sonntag wiederholen. Wir versammeln uns um Jesus, und sein Brot wird an uns ausgeteilt, um unseren (Lebens)Hunger zu stillen.

Mit dieser Erzählung voller Symbole, wird uns gesagt: Jesus zeigt, wie Gott alle nähren will und er fordert uns auf, selbst auch zu teilen. Wenn wir teilen, was wir haben, nicht nur unser Essen, sondern auch unsere Arbeit, unsere Zeit, alles, was für unser Leben wichtig ist, bekommen alle genug.

Finden Sie nicht, dass das eine sehr aktuelle Glaubensbotschaft für uns heute ist? Wir leben in einer Gesellschaft, in der immer wieder die Ängste geschürt werden, dass wir selbst zu kurz kommen, wenn wir mit anderen teilen müssen. Wir fürchten, dass Arbeitsplätze und soziale Vorsorge nicht reichen werden. Andere Menschen, und besonders die, die anders sind, werden als eine Bedrohung dargestellt. Angst und sogar Hass, „Fremdenhass“, greifen um sich und werden politisch ausgenützt. Populismus nennt man das dann.

Jesus will uns sagen: Teilen ist der Schlüssel für gute Lebenschancen für alle Menschen. Es bewirkt Wunder.

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